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Bertelsmann Stiftung: 1,5 Milliarden Euro für Nachhilfe

05.02.2010

Insgesamt geben Eltern jährlich bis zu 1,5 Mrd. Euro für Nachhilfe aus. Das geht aus einer neuen Studie der Bertelsmann Stiftung hervor, die die Bildungsforscher Annemarie und Klaus Klemm vorgelegt haben. Demnach ist Nachhilfe bereits in der Primarstufe ein zentrales Thema: Häufig wird sie in Anspruch genommen, wenn es am Ende der Grundschulzeit um die Empfehlung für die weiterführende Schule geht.

Eine Sonderauswertung der IGLU Studie aus dem Jahr 2006 ergab, dass im Schnitt aller Bundesländer 14,8 Prozent der Viertklässler Nachhilfe im Fach Deutsch erhalten. Dabei gibt es zwischen den Ländern deutliche Unterschiede. Während in Baden-Württemberg 18,5 Prozent der Viertklässler Nachhilfe in Deutsch bekommen, sind es in Mecklenburg-Vorpommern nur 8,8 Prozent.

Da die Datenlage zur Nachhilfe in Deutschland insgesamt noch dünn ist, haben die Autoren in der Studie eine Obergrenze und eine Untergrenze der jährlichen Gesamtausgaben für Nachhilfeunterricht berechnet. Demnach geben Eltern für Nachhilfe insgesamt mindestens 942 Mio. Euro aus, die Obergrenze liegt bei 1,468 Mrd. Euro. Legt man die Untergrenze der jährlichen Gesamtausgaben für Nachhilfeunterricht auf alle Schüler allgemein bildender Schulen um, zeigen sich erneut deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern. Am höchsten sind die durchschnittlichen Ausgaben pro Schüler mit 131 Euro in Hamburg und Baden-Württemberg. In Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern liegen sie hingegen nur bei 74 Euro. Der Bundesdurchschnitt beträgt 108 Euro.

Nachhilfe ist der Studie zufolge in unserem Bildungssystem längst keine Ausnahme mehr, um kurzfristig schulische Schwächen auszugleichen. Sie hat sich vielmehr zu einem etablierten, privat finanzierten Unterstützungssystem neben dem öffentlichen Schulsystem entwickelt. Da sich aber vor allem Kinder aus wohlhabenden und höher gebildeten Familien diese Möglichkeit der außerschulischen Förderung leisten können, nimmt dadurch die Chancenungerechtigkeit unseres Bildungssystems tendenziell zu.

Ziel eines chancengerechten und qualitativ guten Schulsystems sollte es sein, Nachhilfe weitestgehend überflüssig zu machen. Dass das möglich ist, zeigen internationale Beispiele wie Finnland, Kanada oder die Niederlande. Dort kommen Schüler weitgehend ohne Nachhilfe aus. Gute Konzepte zur individuellen Förderung der Kinder und Jugendlichen in den Schulen bilden hierfür die Grundlage.

Weitere Informationen:
www.bertelsmann-stiftung.de

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