Am Vorabend der Reformation stehen die Geistlichen Straßburgs bei der Bevölkerung in keinem großen Ansehen: Man wirft ihnen Habgier, Hurerei und Vernachlässigung ihrer seelsorgerischen Pflichten vor, und so fallen die Lehren der Reformatoren auf fruchtbaren Boden. Erste Auswirkungen sind schon 1517 nachweisbar in der Freien- und Reichsstadt Straßburg, dem wirtschaftlichen Zentrum im Südwesten, das sich auch als Druckerstadt einen Namen gemacht hat.
Bildunterschrift (r.): Das Weib soll schweigen, "Die Reformatorin Katharina Schütz Zell", Autor Ute-Beatrix Giebel, am Freitag (14.04.17) um 12:45 Uhr. Die Straßburgerin Katharina Schütz Zell erinnert sich. Foto: © SWR
Die Straßburgerin Katharina Schütz sucht wie Martin Luther einen gnädigen Gott. Sie ist die erste Bürgerin, die einen Priester heiratet, den ihr seelenverwandten Münsterprediger und Reformator Matthäus Zell. Frauen dürfen erst 400 Jahre später studieren und so erarbeitet sich Katharina Schütz-Zell durch Predigtbesuche, das Lesen reformatorischer Schriften und die Diskussion mit durchreisenden Reformatoren, die sie beherbergt, theologischen Sachverstand. Die Briefe, die sie an den Bischof, an verfolgte Reformationsanhänger und die Bürger der Stadt schreibt, lässt sie drucken und verbreiten. Um die Reformation in der Bevölkerung zu verankern, veröffentlicht Katharina Schütz-Zell ein Gesangbuch, auf „dass die Lieder der Handwerksgesell bei der Arbeit, die Dienstmagd beim Schüsselwaschen, der Rebmann auf dem Acker und die Mutter dem weinenden Kind in der Wiege singe“.
Theologischer Sachverstand und Fürsorge für Arme und Kranke
Die Reformatorin ist sicher: Das Leben muss den Glauben bezeugen. Nachdem die Klöster in der Stadt aufgegeben werden und damit auch die Armenpflege, hilft sie mit, eine neue soziale Versorgung in der Stadt aufzubauen. Sie nimmt Mittellose auf und wirbt bei anderen Bürgern für Unterkünfte und Spenden. Als 1524 im Bauernkrieg vor der Stadt 3.000 Bauern massakriert werden, hält Straßburg die Stadttore offen für die Überlebenden und die Frauen und Kinder. Katharina beherbergt um die 100 Flüchtlinge im Pfarrhaus, teils monatelang.
Bildunterschrift (l.): Das Weib soll schweigen. "Die Reformatorin Katharina Schütz Zell", Autor Ute-Beatrix Giebel, am Freitag (14.04.17) um 12:45 Uhr. Üble Gerüchte über die Eheleute Katharina Schütz und Matthäus Zell. Foto: © SWR
Im Abendmahlsstreit, der die Reformation spaltet, reist sie mit ihrem Mann zu Luther nach Wittenberg, um für eine Verständigung mit Zwingli zu werben. Doch erst gut 400 Jahre später wird diese Spaltung aufgehoben. 1562 stirbt Katharina Schütz-Zell, die Frau, die sich nicht an die biblische Anweisung gehalten hat: „Das Weib soll schweigen …“.
Die Produktion „Das Weib soll schweigen – Die Reformatorin Katharina Schütz-Zell“ lässt mit digitalen Zeichnungen, Originaltexten und dokumentarischen Episoden das Bild dieser Frau erstehen, von der es kein authentisches Bildnis gibt. Bei der Grafik wurde die Zeichentechnik nach Art der Alten Meister in die digitale Welt „übersetzt“ und in die Filmhandlung eingebaut.
Die multimediale Hintergrund-Reportage „Weltenschöpfer“ zeigt die Entstehung des Films. Sie schildert, wie das Team mit altem Zeichenhandwerk und digitaler Technik die Kulisse der Fernseh-Dokumentation erschaffen hat.
(Quelle: SWR)
Bildunterschrift (r.): Das Weib soll schweigen, "Die Reformatorin Katharina Schütz Zell", Autor Ute-Beatrix Giebel, am Freitag (14.04.17) um 12:45 Uhr. Katharina Schütz Zells erste öffentliche Flugschrift gegen die Verleumder. Foto: © SWR
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Titelbild: SWR Fernsehen DAS WEIB SOLL SCHWEIGEN, "Die Reformatorin Katharina Schütz Zell", Autor Ute-Beatrix Giebel, am Freitag (14.04.17) um 12:45 Uhr. Katharina Schütz Zell. Foto: © SWR