Leicht macht es sich die Romanheldin Karoline Lewin nicht. Sie verbrachte ihre Kindheit in den 60-er Jahren auf dem bäuerlichen Anwesen der Großeltern in Vorpommern. Schule-gehen musste nicht sein, zumal – so die überzeugte Ansicht der Unangepassten – sie alles, was das Leben wert macht – von den geliebten Großeltern erfuhr. Und das war viel und das genügte Karonline Lewin.
Stets neugierig, unglaublich querdenkend, sorgt das Kind unbewusst-bewusst (oder doch umgekehrt?) für Aufruhr, Stirnfalten und Kopfschütteln ihrer Mitmenschen. Nicht selten ohne Schmunzeln und herzhaftem Lachen. Dabei scheut sie sich nicht, durchaus derbe Begebenheiten ungeschminkt preiszugeben. Die Metamorphose bleibt nicht aus. Hier sehr beklemmend – mit tiefsinniger Anspielung an Kafkas
„Verwandlung“ - geschildert.
brikada-Bewertung: Karina Albrecht versteht es, mit präziser Beobachtungsgabe die Fülle von Kindheitserinnerungen ihrer Romanheldin Karoline Lewis mal berührend lebendig, mal drastisch-nervig zu schildern. Es ist das im Osten Deutschlands „andere“ Erwachsenwerden der Nachkriegszeit, das für junge Leser neu sein mag, in betagten Generationen jedoch wehmütig eigene Kindheitserlebnisse eines „naturbelassenen Lebens“ weckt.
Noch ein Wort zu den Zeichnungen der Keramikerin und Malerin Elke Steckhan. Der Künstlerin ist es gelungen, den Gehalt, die Aussagekraft des geschriebenen Wortes quasi in überhöhter Comic-Manier zu unterstreichen. Beides, Text und Zeichnung, geben dem Roman die notwendige Würze, Farbigkeit und Schlagkraft. Was die Eine denkt und schreibt, übersetzt die Andere mit dem Zeichenstift. Eine wunderbare Ergänzung, ein lesenswertes und anschauenswertes Buch!
(Brigitte Karch)
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Karina Albrecht: „Distel im Wind – Eine Kindheit in Vorpommern und andere Katastrophen“, Taschenbuch, 184 Seiten, 12,90 Euro, ISBN 978394316816, erschienen im Spica-Verlag Neubrandenburg.
