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Zenaida des Aubris: Nach Uruguay zum Asado

15.07.2009

Justament an diesem Tag, als ich mich gemütlich in meinem ausgestreckten Business Class Sitz-Bett eingekuschelt hatte, passierte die Flugzeugkatastrophe des Air France Fliegers, der über dem Äquator abstürzte. Von dieser Tragödie erfuhr ich erst, als ich in Buenos Aires ankam. Doch einschüchtern lasse ich mich von solchen Gegebenheiten nicht. Dafür habe ich einfach zu viel Gottesvertrauen.

Buenos Aires ist mein Geburtsort. Allerdings war ich seit 1995 nicht mehr dort, und es kommt mir wie ein anderes Leben vor. Gerade noch, dass ich ganz gut Spanisch kann, aber ansonsten ist mir die Stadt ziemlich fremd. Freunde haben mich abgeholt, immer eine schöne Sache, wenn man einen langen Flug hinter sich hat. Eine sechsspurige Autobahn führt in die Stadt, sie ist Teil der "Panamericana" die sich von Feuerland bis Alaska erstreckt (natürlich nicht durchgehend sechsspurig). Wie überall in der Welt, fährt man an langweiligen Kleinindustriebauten vorbei, hier gelegentlich von großen Pampas-Gras Stauden aufgelockert und von übergroßen Reklameplakaten dominiert. Sobald man in die Stadt kam, begann das ganz normale Verkehrschaos.

Schon am nächsten Vormittag bin ich mit meinen Freunden auf deren kleine Estancia gefahren. Knappe 500 km nordwestlich, über den Paraná Fluss nach Uruguay, ging es mit der "Camioneta" (Familienwagen mit Allradantrieb). Irgendwie schien mir die Landschaft "ordentlicher" in diesem kleinen Land, aufgeräumter. Meine Freunde stimmten mir zu. Die politischen Zustände sind etwas stabiler, die Korruption nicht ganz so schlimm wie in Argentinien. Die Interessen des "kleinen Mannes" werden etwas besser vertreten als im Nachbarland. Als wir endlich ankamen, wurden wir auch mit großer Freude von vier großen Hunden, drei Katzen und einen "Chajá" empfangen.

Dieser Vogel, der aussieht wie ein Verwandter der Pute, war ganz zahm, lies sich sogar unter dem Kinn kraulen. Es ist eine verhältnismäßig kleine Estancia mit ca. 600 Hektar ca. 500 Rinder und einigen Schafen, aber guter Erde und dementsprechend guter Nahrung für die Tiere. Mit einer natürlichen Trächtigkeitsrate (keine künstliche Besamung) von über 92% waren meine Freunde sichtlich stolz auf ihre Tiere. Wir blieben gerade lang genug, um ein gutes Asado - natürlich mit hauseigenen Produkten – (Asado bedeutet: Grillfest mit verschiedenen Fleischsorten Anm.d.Redaktion) und noch besserem argentinischem Rotwein zu genießen. Dann fing das Abenteuer erst richtig an: zur Provinz Misiones, im hohen Norden von Argentinien, zu den weltberühmten Iguazú Wasserfällen und den Saltos de Moconá – wenig bekannt aber ebenso beeindruckende Wasserfälle am Rio Uruguay, zwischen Argentinien und Brasilien. Insgesamt wurde es eine Reise von über 3500 km in sechs Tagen über Stock und Stein in der Camioneta ….
Zenaida des Aubris
Fortsetzung folgt

Über die Autorin:
Zenaida des Aubris war Korrespondentin für Kulturmanagement Network sowie als Beraterin für internationale kulturelle Events tätig. Die gebürtige Argentinierin blickt auf mehrere Jahrzehnte Erfahrungen in Management und Produktion klassischer Musik in Amerika, Europa und Asien zurück. Zuletzt arbeitete sie als Künstlerische Koordinatorin am Aufbauprozess des neuen Palau de les Arts in Valencia, Spanien mit. Mit ihrer Weltreise erfüllt sie sich einen lang gehegten Wunschtraum.

Bildtext: Chajá, ein kleiner Verwandter der Pute. Foto: Z. des Aubris