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LWL: Zu Ostern: Heiße Schlacht ums kalte Wasser

20.04.2014

Ostern ist das höchste und älteste Fest des Christentums. Für die Feier der Auferstehung Jesu sind vor allem drei Symbole von Bedeutung: das Ei, das durch seine Form an einen Kreis erinnert und somit Ende und Neuanfang symbolisiert; das Feuer als Zeichen für die Auferstehung Jesu Christi und schließlich das Wasser, das im christlichen Glauben für Reinigung und Leben steht", erklärt Jemima Fiedlschuster von der Volkskundlichen Kommission beim Landschaftsverband Westfalen,

In Westfalen stand der Karsamstag früher ganz im Zeichen der kirchlichen Feuer- und Wasserweihe. Während der Liturgie werden auch heute noch in den Kirchengemeinden zunächst das Osterfeuer und die Osterkerze entzündet. Daraufhin folgte früher die Weihe des Wassers, das für alle Taufen im Jahreslauf genutzt wurde.

Um 1900 brachten die Katholiken Westfalens leere Gefäße mit zur Kirche, um sie nach der Messe mit dem Weihwasser zu füllen und mit nach Hause zu nehmen. "Man versprach sich von dem Wasser Reinigung und Heilung und wollte diese Kräfte auch im Alltag nutzen. Das geweihte Wasser wurde vielseitig eingesetzt: Man segnete Mensch und Tier sowie Haus und Feld. Oft gab man dem Vieh von dem Wasser zu trinken, um es vor Krankheiten zu schützen", so Fiedlschuster.

Schlägerei um das Weihwasser
Das Weihwasser wurde unterschiedlich bereitgestellt: Oft wurden normale Holzfässer genutzt, aber auch große Zinkwannen kamen zum Einsatz. Während manche Gemeinden ihr geweihtes Wasser in eher schlichten Behältnissen zur Verfügung stellten, wurden beispielsweise in Canstein (Hochsauerlandkreis) die Fässer mit Tüchern umhüllt, die die besondere Wertschätzung des Weihwassers zum Ausdruck brachten. Aber nicht immer ging es beim Schöpfen des Osterwassers gesittet zu, wie zum Beispiel Berichte aus Heddinghausen (Hochsauerlandkreis) zeigen: "Es war ein Gedränge, ein Stoßen, Schieben, das zuweilen in Schlägerei ausartete", fasst Fiedlschuster die Berichte zusammen.

Bildtext (Ausschnitt, r.): Am Karsamstag wurde geweihtes Wasser in großen Bottichen bereit gestellt. Die Gläubigen füllen es wie hier in den 1950er Jahren in Münster-Nienberge in mitgebrachte Gefäße ab. Foto: LWL-Archiv/Risse

 

Für den Transport des Wassers nach Hause verwendete man alles, was gerade zur Hand war: Milchkannen, Krüge und Eimer bis hin zu Flaschen und Kännchen. In Drewer (Kreis Soest) hielt man täglich genutzte Gefäße nicht für würdig. Deshalb schafften sich einige Familien zum Abholen des Osterwassers Krüge aus Glas, Porzellan oder Steingut an, die mit entsprechenden Symbolen versehen waren. Auf der anderen Seite ist aber auch ein Fall aus Wildebauer (Kreis Soest) belegt, wo das Weihwasser in einer Bierflasche geholt wurde.

Ein Brauch, der heute nicht mehr anzutreffen ist, ist das Schöpfen von Osterwasser aus Fließgewässern in der Osternacht. Dieses Wasser musste zwischen Mitternacht und ein Uhr morgens schweigend stromaufwärts entnommen werden. Ihm wurden heilende, reinigende und Schönheit bewirkende Kräfte nachgesagt. Es sollte unter anderem gegen Pickel, Augenleiden und auch Sommersprossen helfen. "Ob die Menschen wirklich daran geglaubt haben, lässt sich heute kaum noch feststellen. Sicher ist nur, dass das Osterwasser wohl keinem geschadet hat", so Fiedlschuster. "Der Glaube an die heilende Kraft des Osterwassers zeigt, wie wichtig gerade diese Nacht den Menschen gewesen ist. Es gab sogar die Vorstellung, das Wasser von Bächen und Flüssen verwandele sich in der Osternacht für kurze Zeit in Wein. Diese Vorstellung knüpft eng an das liturgische Geschehen an und diente vor allem dazu, die Einzigartigkeit und Besonderheit der Osternacht hervorzuheben", verdeutlicht Fiedlschuster.
(Quelle: LWL)

Weitere Informationen:
www.lwl.org

Titelbild: Am Karsamstag wurde geweihtes Wasser in großen Bottichen bereit gestellt. Die Gläubigen füllen es wie hier in den 1950er Jahren in Münster-Nienberge in mitgebrachte Gefäße ab. Foto: LWL-Archiv/Risse