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Bayerische Staatsbibliothek: Bilderwelten – Buchmalerei zwischen Mittelalter und Neuzeit „Ewiges und Irdisches“

21.08.2016

 


 

 

 

Lesesonntag: Der Blick auf das Jenseits prägt das Leben der Menschen, die Gesellschaft und die Kunst im späten Mittelalter. Kunstvoll gestaltete Gebetbücher, Psalter, Erbauungs- und Andachtsbücher bezeugen die tiefe Religiösität der Zeit. Im Mittelpunkt steht die von Hans Holbein d.Ä. und Georg Beck ausgemalte und für Kaiser Maximilian I. bestimmte Vita des hl. Simpert von Augsburg. Sehenswert sind außerdem das kleine Gebetbuch der Mechthild von Hessen, das von der blühenden niederrheinischen Buchmalerei zeugt, oder das von Nikolaus Bertschi illuminierte Gebetbuch des kaiserlichen Rates Johannes Jung mit Texten auch in Syrisch, Griechisch und Hebräisch. Ein für einen Würzburger Domherren geschaffenes Erbauungsbuch enthält die sogenannte Etymachia. Der faszinierend illustrierte Text stellt die sieben Todsünden den Tugenden in Zitaten aus der Bibel und den Kirchenvätern gegenüber. Erstmals gezeigt wird das jüngst aufwändig mit Mitteln der Ernst von Siemens Kunststiftung restaurierte Gulden Puchlein, das dem Leben Marias gewidmet ist und mit kolorierten und eingeklebten Holzschnitten um 1450 in Nürnberg entstand.

 

Dem Irdischen sind die Werke in der zweiten Schatzkammer gewidmet: Das pulsierende Leben der Welt der letzten Ritter spiegelt sich in bunten, prachtvoll illustrierten Büchern zu Fechtkämpfen, Ritterturnieren und in Wappenbüchern. Ein Höhepunkt ist das repräsentative Turnierbuch mit 16 kolorierten Federzeichnungen von Hans Burgkmair dem Jüngeren. Feuerwerksbücher, sowie das um 1420 auf Deutsch verfasste Kriegsbuch Bellifortis des Rechtsgelehrten Konrad Kyeser und das Zeugbuch Kaiser Maximilians I. mit den modernen Waffenarsenalen der Habsburger illustrieren die Neuerungen in der Kriegsführung. Sie führen schließlich das Ende des Rittertums herbei.

 

Bildunterschrift (r.o.): Bilderwelten Salzburger Missale. Foto: Bayerische Staatsbibliothek

Rund 100 Spitzenstücke der deutschen Buchmalerei des Spätmittelalters und der frühen Renaissance zeigt der dreiteilige Ausstellungszyklus „Bilderwelten – Buchmalerei zwischen Mittelalter und Neuzeit“ der Bayerischen Staatsbibliothek vom 13. April 2016 bis 24. Februar 2017. Wie kaum ein anderes Medium geben Bilder – Miniaturen, Zeichnungen, Holzschnitte – in Handschriften und Büchern Einblicke in das von Umbrüchen und Entdeckungen geprägte 15. und frühe 16. Jahrhundert. Thematisch in drei Teile gegliedert, bietet die Schau mit hochkarätigen Exponaten aus den eigenen Beständen einen faszinierenden Zugang zur damaligen Welt und ihrer künstlerischen Vielfalt.

 

Bildunterschrift (o.): Bilderwelten: Brevier Friedrich III. Foto: Bayerische Staatsbibliothek

 

Weitere Informationen:
www.bsb-muenchen.de
www.bilderwelten2016.de

 

 

Titelbild: Bilderwelten Etymachia Largitas. Foto: Bayerische Staatsbibliothek