Brikada - Magazin für Frauen

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LVR-LandesMuseum Bonn: „Schuhtick

11.11.2012

Neben Fußbekleidungen von Neandertalern kann man Schuhe von Marlene Dietrich oder Marilyn Monroe sowie prominente Schuhe aus Film und Fernsehen sehen. Historische Personen wie Kaiserin Sissi berichten über ihre besondere Beziehung zu Stiefeln und Sandalen.

Präsentiert werden zudem Highlights aus der Schuhgeschichte, darunter die älteste Sandale Europas, Biedermeierstiefel, Schuhe von Sophia Loren, Jürgen Klinsmann oder Heidi Klum.

Mit 400 Ausstellungsstücken spannt „Schuhtick“ einen Bogen durch die Epochen und über die Kontinente – von der Fußbekleidung der Neandertaler über römische Sandalen bis hin zu aktuellen Designerschuhen. Dabei wird das scheinbar so alltägliche Kleidungsstück in all seinen Facetten gezeigt: im historischen Rückblick, als Zeichen von Status und Macht aber auch als Kunst- und Designobjekt und als erotisches Signal.

Auf dem Weg vom Schutz- und Gebrauchsgegenstand zum technisch ausgeklügelten Sportschuh oder High Heel hat der Schuh zahlreiche Wandlungen durchlaufen. Die Ausstellung gibt Einblicke in die Entwicklung der Schuh-Kultur, Schuhherstellung und Gestaltung und zeigt sich wandelnde Trends quer durch die Jahrhunderte. So berichten historische Personen wie Pablo Picasso und Philipp Melanchthon über ihre besondere Beziehung zu Stiefeln und Sandalen. Prominente Schuhe aus Film und Fernsehen stehen ebenso im Rampenlicht wie Designerschuhe.

„Nicht nur Fans der Kultserie Sex in The City werden hier auf ihre Kosten kommen“, erklärt Eva Gebhard, Kuratorin der Ausstellung. „Wir freuen uns, die ganze Bandbreite modernen Schuh-Designs präsentieren zu können mit Klassikern von André Perugia oder Salvatore Ferragamo und Dior über Charles Jourdan und Jan Jansen bis hin zu Karl Lagerfeld, Terry de Havilland und Vivienne Westwood.“

Die Ausstellung widmet sich natürlich auch dem delikaten Thema „Sinnlichkeit und Erotik“. Warum Schuhe in diesem Zusammenhang eine so besondere Rolle spielen, begründet sich wohl aus der Tatsache, dass der menschliche Fuß durch seine hohe Dichte an Nervenenden besonders empfindsam ist.

Schuhe bedecken diesen sensiblen und sinnlichen Körperteil. Das Spiel um das Verhüllen und Entblößen bestimmter Fußpartien kann erotische Signale aussenden. Schuhe sind dabei ein zentrales Objekt und können schon an sich zum Träger erotischer Fantasien werden: Schon die Römer deuteten das Hineinschlüpfen des Fußes in den Schuh als Symbol für den Liebesakt. Schönheitsideale und die sexuelle Attraktivität einzelner Körperpartien variieren von Kultur zu Kultur und von Epoche zu Epoche. Dies gilt auch für Füße und Schuhe.

Im 18. Jahrhundert, dem Zeitalter des Rokoko, galten unbedeckte Fußknöchel als höchst erotisch und frivol. Dennoch – oder gerade deswegen – ließen die Damen gerne ihre zarten Pantöffelchen unter den langen Kleidersäumen hervor blitzen. Manche Schuhe unterstreichen die sinnliche Ausstrahlung von Füßen und schüren erotische Fantasien: High Heels, geschnürte Lackstiefeletten, federverzierte Pantöffelchen, Overknee-Stiefel oder Pumps mit Fesselband ... die Übergänge zwischen sinnlich-erotischen Schuhen und Schuhen mit Fetischcharakter sind fließend.

Wer schön sein will ...
Der schmale, zierliche Damenfuß ist ein weit verbreitetes Schönheitsideal. In Europa formten um 1830, im Zeitalter des Biedermeier, schmale Damenstiefeletten einen kleinen Fuß.
In China entstand bereits im 10. Jahrhundert der Brauch, adeligen Mädchen ab dem Kleinkindalter die Füße zu binden. Dabei wurden die vier kleinen Zehen unter den Fußballen gepresst. Je kleiner der Fuß am Ende der sehr schmerzhaften Prozedur war, desto größer waren die Heiratschancen der Frau. Erst mit der Gründung der Volksrepublik China im Jahr 1912 wurde diese Praxis verboten.
Quelle: LVR-LandesMuseum Bonn

Übrigens, das LVR-LandesMuseum Bonn lädt jeden Freitag zur Proseccotour. Jede Besucherin kann ausgefallene Schuhmodelle selbst auf dem Laufsteg ausprobieren. Natürlich sind auch Männer sehr willkommen!

Weitere Informationen:
www.landesmuseum-bonn.lvr.de
(Der Link wurde am 11.11.2012 getestet.)

Bildunterschrift (v.l.): Pumps, rot-weiß, 1950-1959, LVR-Industriemuseum Oberhausen©LVR-LandesMuseum Bonn. Zita Attalai, Virgin, 2001©LVR-LandesMuseum Bonn, Jürgen Vogel