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GNM zeigt "Kunst und Kalter Krieg

28.05.2009

Damit werden in Nürnberg erstmals die verborgenen Verbindungen zwischen Ost und West in der Zeit des Kalten Krieges beleuchtet. Die Fotografinnen Helga Paris, Ursula Arnold und Prof. Evelyn Richter waren zur Vernissage von "Kunst und Kalter Krieg" eigens nach Nürnberg gereist.

Fragen wie: Was trennte und was vereinte die Kunst in beiden deutschen Staaten? Welche Wechselwirkungen existieren zwischen Kunst und Ideologie? Und wie gelingt es, ost- und westdeutsche Kunst den Betrachtern näher zu bringen? - finden hier Antworten und Ergebnisse, die bewegen und nachdenklich stimmen.

Die Ausstellung zeigt erstmals viele bislang unbekannte Verbindungen von Künstlern aus Ost und West auf und vermittelt einen neuen, differenzierten Blick auf ein zentrales Kapitel der Moderne in Deutschland. Gezeigt werden etwa 320 Werke der Malerei, Skulptur, Grafik, Fotografie, Video- und Installationskunst als Ausdruck einer umfassenden Auseinandersetzung um konkurrierende Menschenbilder und ideologische Konzepte. Arbeiten bekannter westdeutscher Künstlerinnen und Künstler sind ebenso vertreten wie Werke von Ostdeutschen. Die zwischen 1945 und 1990 entstandenen Arbeiten machen gesellschaftliche und politische Stimmungen in beiden Teilen Deutschlands nachvollziehbar. Begleitet werden die Werke aus internationalen Museen und Privatsammlungen von Film-, Foto- und weiteren zeithistorischen Dokumenten.

In zwei Ausstellungshallen werden vier chronologische Teile präsentiert:
1945 – 1949: Die unmittelbaren Nachkriegsjahre
Die 1950er Jahre: Die Auswirkung der Deutschen Teilung
Die 1960er und 1970er Jahre: Fortsetzung des gesellschaftlichen, politischen und künstlerischen Wandels
Die 1980er Jahre: Das letzte Jahrzehnt des Kalten Krieges

Ein Blick auf die Facette "Fotografie". Diese Handwerkskunst entwickelt sich zu einer gleichberechtigten Sparte der Kunstszene. Besonderes Augenmerk verdienen die Werke von Fotografinnen wie Sibylle Bergemann oder Gundula Schulze Eldowy, die ihre subversive Sicht auf den Alltag in der DDR festhielten. Ursula Arnold, Evelyn Richter und Helga Paris, deren Fotografien in der DDR "unerwünscht" waren, sind mit einigen Werken vertreten.

Die Berufsfotografin Ursula Arnold, heute in Ostberlin lebend, hatte an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig ihr Metier erlernt. Mit ihren Fotografien, die aus gegenwärtiger Sicht unverfängliche Alltäglichkeiten zeigten, kam sie zu Ulbricht-Zeiten nicht gut an. Sie wurden damals als "zu illusionär und nicht der Realität entsprechend" abgetan. In der Ausstellung ist Ursula Arnold mit einem Zyklus von sechs Fotografien vertreten.

Mit gleichermaßen ablehnenden Argumenten hatte seinerzeit auch die Fotografin Prof. Evelyn Richter, heute in Neukirch bei Dresden lebend, zu kämpfen. Von der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig in den 50-er Jahren exmatrikuliert, später wieder als Dozentin eingesetzt, entsprach sie mit ihren Fotografien in vielen Fällen nicht der herrschenden Meinung. Neben Auftragsarbeiten entwickelte sie eigene fotografische Projekte. Damit gelang es ihr (und weiteren Kollegen der damaligen Zeit), die Fotografie als künstlerische Darstellung in der DDR zu etablieren.

Helga Paris begann als Autodidaktin und konzentrierte sich auf Portraits Berliner Jugendlicher. Sie gehörten in der DDR zur verbotenen Punkszene. Frau Paris stellte die Jugendlichen jedoch nicht aggressiv-provozierend dar, sondern charakterisiert die jungen Menschen in ihrer pupertären Verlorenheit.

Die Ausstellung wird vom 28. Mai bis 6. September 2009 im GNM präsentiert.

Mit "Kunst und Kalter Krieg" handelt es sich um eine Ausstellung des Los Angeles County Museum of Art (LACMA) in Zusammenarbeit mit der "Kulturprojekte Berlin GmbH". Als Kuratoren zeichnen Stephanie Barron (LACMA) und Eckhard Gillen (Kulturprojekte Berlin) als Co-Kurator verantwortlich. Ab 3. Oktober 2009 folgt das Deutsche Historische Museum in Berlin als dritte Station im Pei-Bau.

Im Dumont-Verlag erscheint der reich bebilderte Katalog: Kunst und Kalter Krieg. Deutsche Positionen 1945-1989. Hg. von Stephanie Barron und Sabine Eckmann. Köln 2009.
bk

Weitere Informationen:
www.gnm.de

Bildtext (v.l.): Helga Paris, Ursula Arnold und Prof. Evelyn Richter. Foto: Brigitte Karch

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