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Stadtmuseum Tübingen kauft Lotte-Reiniger-Sammlung

01.12.2007

Dieser Teilnachlass mit nahezu 600 Stücken stammt aus einem Berliner Privathaushalt. Er ergänzt den künstlerischen Nachlass, der bereits sich im Stadtmuseum befindet, in hervorragender Weise und liefert neue Einblicke in das Schaffen Lotte Reinigers und ihres Ehemanns Carl Koch.

Die Anschaffung konnte vom Stadtmuseum allein nicht getragen werden, es war auf fremde Unterstützung angewiesen. Zu etwa gleichen Teilen haben die Kulturstiftung der Länder in Berlin, Volker Lamm von den Vereinigten Lichtspielen e.V. in Tübingen und die Stadt Tübingen/Stadtmuseum den Ankauf bestritten.

Der Ankauf besteht zum größten Teil aus Manuskripten (Exposés und Entwürfen), Briefen und Fotos sowie filmbegleitenden Materialien (Einladungskarten, Prospekten, Pressetexten). Einen weiteren Schwerpunkt bilden Kunstwerke von Lotte Reiniger " Scherenschnitte, Zeichnungen, Aquarelle.

Von besonderem Wert sind Manuskripte und Typoskripte von Reiniger-Filmen aus den zwanziger und dreißiger Jahren, zahlreiche Entwürfe und Skizzen zu überwiegend nicht realisierten Filmen wie "Mustafa" oder ein Film zu "1001 Nacht" (1942). Diese Materialien bieten Einblicke in die Werkstatt der Künstlerin und in die detaillierte Ausarbeitung von Animationsfilmen der frühen Zeit. In diesen Bereich fallen auch die Materialien zu dem verschollenen Spielfilm "Die Jagd nach dem Glück", an dem Lotte Reiniger (Trickfilm, Regieassistenz) und Carl Koch (Regieassistenz) mitarbeiteten.

Fotos, die während der Dreharbeiten entstanden, sowie ein 6-seitiges Exposé zum Silhouettenfilm, der in die Spielhandlung von "Die Jagd nach dem Glück" integriert war, tragen dazu bei, die Kenntnisse zu diesem verlorenen Film zu vertiefen und Lotte Reinigers Anteil daran einzuschätzen.

Von den Scherenschnitten sind besonders zwei hervorzuheben: Ein Blatt zur Folge "Die Hochzeit des Figaro" bereichert die unvollständig vorhandene Serie zur Mozartoper und ein Weißschnitt mit einer weiblichen Figur ist ein Beispiel für Reinigers seltene Versuche, Figuren zu abstrahieren.

Quelle: Stadtmuseum Tübingen

Weitere Informationen: www.tuebingen.de/stadtmuseum und www.tuebingen.de.

Hintergrund
Das Stadtmuseum eröffnete im September 2007 im 1. OG des Kornhauses eine neue Dauerausstellung über das Leben und Werk der Scherenschnittkünstlerin, Trickfilmpionierin und Schattentheaterspielerin Lotte Reiniger. Sorgfältig und umfassend wurde im Jahr 2006 der Nachlass Lotte Reinigers aufgearbeitet. Die neue Dauerausstellung beleuchtet wesentliche Bereiche ihres Schaffens und zeigt neben ihren Hauptwerken auch einige ganz besondere und seltene Schmuckstücke. Nun konnte die Sammlung um wertvolle Stücke ergänzt werden.

Bild: Lotte Reiniger bei der Arbeit am Prinzen Achmed. Foto: Stadtmuseum Tübingen