Kaiserpfalz/OT Memleben. - Vom 7. Mai bis 15. Oktober 2018 präsentiert das Museum Kloster und Kaiserpfalz Memleben die Sonderausstellung „WISSEN+MACHT. Der heilige Benedikt und die Ottonen“. Für die europäische Geschichte des Mittelalters hat Memleben eine herausragende Bedeutung.
Als Schicksalsort und Machtzentrum deutscher Kaiser und Könige wurde dieser Ort weltberühmt. Ab dem 7. Mai stehen mit Kaiser Otto II. seiner Gattin Theophanu, dem Mönch Heimerad und dem heiligen Benedikt vier Personen der europäischen Kulturgeschichte im Mittelpunkt dieses herausragenden Ausstellungsprojekts in historischem Rahmen. Bereits 990 Jahre vor dem Wittenberger Thesenanschlag war es ein einfacher Mönch, der die römische Kirche für Jahrhunderte beeinflusste. Benedikt aus Nursia war um 525 der erste Reformator der römischen Kirche, dessen Vision und Lebensweise Vorbild und Basis für mehr als 1000 Jahre Kirchengeschichte und Klosterleben wurde. Noch lebt im Kloster Montecassino die Botschaft des Heiligen Benedikt in jedem Stein, in jeder Schrift der Bibliothek. Seit der Klostergründung 529 befindet sich hier auf dem 500 Meter hoch gelegenen Klosterberg zwischen Rom und Neapel das Herz, die Keimzelle der europäischen Klosterkultur. Vom Leben als Einsiedler zum Gründer einer einzigartigen Klosterkultur Um 480 als Kind einer wohlhabenden Familie in Nursia geboren, wird Benedikt schnell klar, dass er sich mit dem Verfall der Sitten in der römischen Kirche nicht identifizieren konnte. Er verließ Rom und lebte 3 Jahre als Einsiedler in Subacio, 70 KM östlich von Rom. Der Kreis seiner Bewunderer, seiner Mitbrüder wurde rasch größer und er wurde Abt des Klosters Vicovaro. Seine asketische Lebensweise und kompromisslose Vorstellung vom Klosterleben brachten ihm ebenso viele Feinde ein. Dass man Benedikt mit vergiftetem Essen nach dem Leben trachtete, hat ihn in seinen Bemühungen um eine notwendige Reformation der Kirche nicht aufhalten können. Auf dem Platz einer jahrhundertealten heidnischen Kultstätte legte er auf dem Montecassino das Fundament einer einzigartigen Klosterkultur, eines herausragenden Schauplatzes der Weltgeschichte. Als Klostergründer hat Benedikt von Nursia (480-547) mit seinem Orden der Benediktiner über die Jahrhunderte hinweg deutliche Spuren in der Kulturgeschichte Europas hinterlassen. Wie ein Netzwerk durchdrangen die von seinem Konvent begründeten Klosteranlagen das damalige Europa. Noch heute zeugen bedeutende benediktinische Klöster wie St. Gallen, Beuron, Ettal, Scheyern, Münster Schwarzach oder Kloster Cluny von der herausragenden Bedeutung, die den Benediktinern zukam. Zu Recht gilt Benedikt heute als der Vater des abendländischen Mönchstums. Benedikt konnte auf dem Montecassino seine Vorstellungen vom Klosterleben verwirklichen. Persönlichen Besitz durften die Mönche nicht haben, sie sollten vorbildlich und gottesfürchtig leben. Das ausgewogene Verhältnis von Beten und körperlicher Arbeit bestimmte ihren Alltag. Grundlage des Lebens in der Ordensgemeinschaft waren seine Klosterregeln, die "Regula Benedicti". Sie beeinflussen das gesamte abendländische Klosterleben bis heute. Schon die Gebetsstunden forderten in mittelalterlichen Zeiten ein beachtliches Maß an Disziplin: Zwischen 1.00 Uhr und 2.00 Uhr nachts begann die übliche, erste Gebetsstunde, gefolgt vom Morgenlob um 4.30 Uhr, das den Aufgang der Sonne begleitete. Bei Anbruch des Tages versammelten sich die Brüder dann ein weiteres Mal um 6.00 Uhr – der „Prim“ zum Gebet in der Kirche. [caption id="attachment_13070" align="alignright" width="550"] Blick in den Klostergarten vom Museum Kloster und Kaiserpfalz Memleben. Foto: ©: CAB Artis[/caption] Klöster als Basis für Lebensorganisation Das Volk verstand das nahe liegende Kloster in guten wie in schlechten Zeiten als Zufluchtsort vor Gewalt, Not oder Krankheit. Die Klöster waren Vorbild für die fast perfekte Lebensorganisation, für das autarke Leben mit den selbsterwirtschafteten Speisen und Getränken. Die Wahrung, Pflege und Verbreitung von Jahrhunderte altem Gedankengut in der Medizin, der Theologie, der Mathematik, Rhetorik und bildenden Kunst waren ein großer Verdienst der Benediktiner.Mit dem allgemeinen Beginn des Klosteralltags widmeten sich die Mönche nun bei Tageslicht ihren Handarbeiten und Studien, ihrer Arbeit im Skriptorium, in Küche, Haus oder Klostergarten.
Doch auch hier war die Einhaltung der weiteren Gebetszeiten in jedem Fall geboten: Die Terz (9.00 Uhr), die Sext (12.00 Uhr), die Non (15.00 Uhr) sowie die Vesper (17.30 Uhr). Der Tag schloss gewöhnlich mit dem Nachtgebet um 20.00 Uhr, das auch die Schlafenszeit der Ordensbrüder ankündigte.
„Müßigkeit ist der Feind der Seele“ - mit dieser Aussage schuf Benedikt von Nursia das Bild einer Lebensphilosopie, die in ihrem Ausmaß bis weit in die heutige Zeit die benediktinischen Orden prägen sollte. Quelle: ©CAB Artis 11/2017)
Weitere Informationen: www.benedikt-memleben2018.de www.kloster-memleben.de/de/sonderausstellung-2018.html
Titelbild: Klosterruine vom Museum Kloster und Kaiserpfalz Memleben:. Foto: ©CAB Artis