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Klug genug für die Liebe – Karoline Luise von Baden-Durlach

04.04.2015

Ein Problem über das schon vor gut 250 Jahren Prinzessin Karoline Luise von Hessen-Darmstadt (1723 - 1783) beinahe gestolpert wäre. Die junge Fürstin hatte sich am elterlichen Hof in Darmstadt mit großem Lerneifer ein enzyklopädisches Wissen angeeignet. Zusätzlich konnte sie mit weiblichen Reizen und einer legendären Begabung für Konversation punkten.

Mit knapp 20 Jahren war sie reif für die Ehe und ihr Vater machte sich auf die Suche nach geeigneten Kandidaten. Elterliche Kandidaten schlug die junge Dame selbstbewusst aus, und alles deutete darauf hin, dass sie unverheiratet bleiben würde. Doch dann tauchte 1748 überraschend Markgraf Friedrich von Baden-Durlach als Bewerber auf. Karoline sagte errötend zu. Ihre Gefühle eigentlich ein Glücksfall, denn erotische Anziehung spielte damals bei Heiraten keine Rolle. Der Kandidat selbst war weniger überzeugt, sondern eher von den dynastischen Interessen seiner Familie gedrängt worden. Die „hessische Minerva“ war dem eher gehemmten jungen Mann unheimlich – viel zu selbstbewusst, viel zu gebildet und noch dazu fünf Jahr älter als er. Also zog er die Verlobungszeit unverschämt in die Länge.

Die Braut musste sich fast zwei Jahre lang in Geduld üben. Schließlich kam es 1751 doch zur Hochzeit. Der Ehemann behandelte seine verliebte Braut kühl und abweisend und verreiste wenige Monate später. Die schwangere Karoline ließe er in Karlsruhe zurück. Diese suchte nach einem Weg zum Herzen ihres Mannes. Sie ließ ihn spüren, dass er ohne Einschränkung der Herr im Hause sei. Die Strategie griff nach wenigen Jahren. Karl Friedrich schrieb seiner Gattin glühende Liebesbriefe und schätzte sie als seine wichtigste Beraterin.


Bildtext (r.): Werk aus dem Mahlerey-Cabinet: Caspar Netscher, Tod der Kleopatra, 1673, mit restauriertem Rahmen. Foto: © Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

 

Neben ihren höfischen und familiären Pflichten setzte Karoline ihre Energien ein, um die kleine Karlsruher Residenz zu einem Sitz der Musen zu machen. Reisende Gelehrte, Wissenschaftler und Künstler suchten ihn regelmäßig auf, um sich mit der hochgebildeten Fürstin auszutauschen. In den 60er und 70er Jahren des 18. Jahrhunderts widmete sie sich intensiv dem Aufbau einer eigenen Gemäldesammlung. Sie malte und zeichnete selbst ganz passabel und betrachtete ihr „Mahlerey-Cabinet“ als eine Art private Akademie, um die Techniken der großen Vorbilder zu studieren. Ihre Sammlerleidenschaft galt kleinformatigen Werken französischer und niederländischer Meister des 17. und 18. Jahrhunderts, darunter Werke von Rembrandt, David Teniers und Jean Siméon Chardin.

Mit mehr als 200 hochkarätigen Gemälden konnte sie schließlich die Wände von vier Zimmern vollkommen bedecken. Zwei Jahrzehnte hatte sie dazu gebraucht: streng kalkulierend und geschickt auf dem internationalen Kunstmarkt agierend. Parallel dazu begann sie fieberhaft für ein Naturalienkabinett alles zu sammeln, was mit Botanik, Geologie, Mineralogie und Zoologie zusammenhing. Karoline wäre nicht Karoline gewesen, hätte sie ihr neuerworbenes Wissen nicht nutzbringend eingesetzt: Sie führte neue Methoden in Vieh- und Landwirtschaft ein, gründete eine Seidenplantage und kultivierte die Färberpflanze Krapp. Ihre Produkte konnte die Fürstin sogar bis in die Schweiz, ins Elsass und nach England vertreiben.
(Quelle: © 12- 2014 by CAB-Artis) 

Die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe widmet vom 30. Mai 2015 bis 6. September 2015 Fürstin Karoline Luise von Baden eine große Landesausstellung in deren Zentrum das „Mahlerey Cabinet“ der Fürstin stehen wird.

Weitere Informationen:
www.kunsthalle-karlsruhe.de
www.ka300.de

Titelbild: Jean-Étienne Liotard „Prinzessin Karoline Luise von Hessen-Darmstadt, 1745“. Fotos: © Staatliche Kunsthalle Karlsruhe