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Essen und Trinken wie einst bei Katharina von Bora (Nachbericht)

14.08.2005

Im Best Western Stadtpalais Wittenberg wird nun auch ein historisch verbürgtes "Luthermahl" auf Tongeschirr serviert, an geschichtsträchtiger Stelle, nach den Rezepturen Katharina von Boras.

Für ihre gute Kost war Katharina von Bora seinerzeit weithin bekannt. Immerhin sorgte die ehemalige Nonne und seit 1525 Ehefrau des Reformators Martin Luther, mit schmackhaften Speisen für das leibliche Wohlergehen ihres Mannes und seiner gern gesehenen zahlreichen Besucher. Doch welche Gerichte wurden in jenen Zeiten serviert, was schmeckte den Menschen vergangener Jahrhunderte? Stadtpalais-Direktor Michael van der Sanden schickte Küchenchef Markus Kuschel und seine Mitarbeiter auf historische Ausflüge. Ihre wichtigsten Forschungsergebnisse übertrugen sie auf das "Luthermahl" heutiger Prägung.

Die umsichtige Katharina von Bora verwöhnte ihren Gatten mit Petersilie, Rosmarin und Thymian aus dem eigenen Kräutergarten. Die gebratene Hähnchenkeule bereitete sie in Schweineschmalz zu. Das Huhn, oft auch in Mandelmilch gegart, war ein alltägliches Gericht zur Lutherzeit. Dazu gab es Gemüse und Hülsenfrüchte, die zu Brei verarbeitet wurden. Kartoffeln kannte man noch nicht. Sogar das Brot für das Luthermahl wird eigens in der Hotel-Küche gebacken " mit grobem Mehl und wenig Salz. Brot wurde zu Luthers Zeiten gern auch zum Eintunken in Soßen verwendet, die auf Weintraubenbasis hergestellt wurden. Als Nachspeise reichte man im 16. Jahrhundert Obst, zum Süßen verwandte man Honig. Für die Apfelteiglaibe legte Katharina von Bora in Scheiben geschnittene Äpfel auf Teig, buk die Masse und bestrich sie mit Honig, den sie von den Bienen aus ihrem Garten gewann.

Die Mensa der Katharina von Bora
Gekocht hat man an offenen Feuerstellen und Öfen mit Funkendach. Über dem Feuer hingen Kessel aus Eisen, Messing oder Keramik, andere Gefäße standen auf einem Dreifuß. Katharina von Bora versorgte täglich bis zu 50 Studenten. Sie betrieb die damals umfänglichste Viehhaltung in Wittenberg mit Schweinen, Kühen, Kälbern, Hühnern, Enten und Gänsen. Sie bewirtschaftete mehrere Äcker und Gärten sowie einen hauseigenen Blumen-, Kräuter- und Gemüsegarten. Dort wuchsen Rettich, Kohl, Kürbisse, Nüsse, Äpfel und Birnen, Weintrauben, Kirschen und Pfirsiche. Sogar Melonen und Speierlinge wurden geerntet. Sie züchtete auch Exoten wie Safran, Lorbeer, Feigen und Pomeranzen. Ihre Küche belieferte sie mit bekannten Gewürzen wie Anis, Kümmel, Liebstöckel, Kerbel, Fenchel und Senf. Pfeffer, Muskatnuss, Zimt, Gewürznelken und Ingwer ließ sie importieren.

Sitten bei Tisch
Die Sitzplätze am Tisch waren nach einer strengen sozialen Hierarchie vergeben. Bei einer Einladung zum Essen nahm der Gast seinen eigenen Becher und das eigene Messer mit. Man aß mit dem Messer, mit groben Löffeln " und mit den Fingern, je nach Stand. Die Gabel diente nur zum Aufspießen der Speisen von großen Platten. Üblich waren zwei Mahlzeiten am Tag: zwischen 10 und 11 Uhr das Mittagessen und zwischen 16 und 19 Uhr das Abendbrot. Frühstück nahmen nur die Bauern zu sich.

Das Luthermahl heute
Als Luthermahl serviert der Küchenchef eine Platte vom Hofvieh für zwei Personen. Darauf sind gepökeltes Jungschwein, gekochtes Rindfleisch im Kräutersud und gebratene Hähnchenkeule angerichtet. Dazu werden deftiger Erbsbrei und Bauernbrot sowie eine Gemüseauswahl aus Katharina von Boras Garten gereicht " Möhren, Sellerie, Weißkohl und Pastinaken oder Petersilienwurzel. Kleine Apfelteiglaibe mit Bienenhonig runden das historische Geschmackserlebnis ab. Dazu wird der hauseigene Lutherwein empfohlen, als Silvaner und Merlot ausgeschenkt.

Das Auge isst mit
Weil das Auge bekanntlich mitisst, gibt es das historische Mahl im passenden Dekor. Das Best Western Stadtpalais Wittenberg hat für das Luthermahl Geschirr aus Ton herstellen lassen, wie es zur damaligen Zeit benutzt wurde. Sämtliche Trinkgefäße, auch die Weinbecher, sind ebenfalls aus Ton. Aufgetischt wird in der hauseigenen Taverne. Auf den Tafeln liegen Papierdecken mit aufgedruckten Tischsprüchen von Martin Luther, die für Gesprächsstoff sorgen. Wie im 16. Jahrhundert dienen Blüten als Dekoration auf den Tischen.

Weitere Informationen:
Best Western Stadtpalais Wittenberg,
Michael van der Sanden,
Tel. 03491-4250, Fax 03491-425100,
E-Mail: msa@stadtpalais.bestwestern.de