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Mariela Sartorius: "Die hohe Schule der Einsamkeit"

29.06.2006

Ein ganzes Buch mit mehr als 200 Seiten über Einsamkeit schreiben? Und dann noch im Untertitel "Von der Kunst des Alleinseins" verkünden " kann das wohl gut gehen? Es geht gut; denn der Autorin, Mariela Sartorius, haftet nicht von ungefähr der Ruf einer exzellenten Journalistin und Feuilletonistin an; immerhin schrieb sie unter anderem in der "Süddeutschen Zeitung", in "Die Zeit", führte Fernsehinterviews und verfasste Rundfunkglossen. Auch ihre psychologischen und philosophischen Streifzüge nimmt man ihr ab, die Grundlagen dazu sammelte sie an der Universität München, wo sie Psychologie und fernöstliche Philosophie studierte.

Ihr Schreibstil ist in "Die hohe Schule der Einsamkeit" unverkennbar feuilletonistisch geprägt. Locker, leicht und flüssig geschrieben, blättert Mariela Sartorius tiefschürfende Gedankengänge auf, lässt den Leser teilhaben an ihren plausiblen philosophischen Ansichten und Einsichten und zeigt zugleich begehbare Wege auf, wie sich schmerzhafte Einsamkeit in freudig akzeptierte Einsamkeit wandeln lässt. Zugegeben, Mariela Sartorius hat manch ihren Lesern eines voraus: Wenn ihr der Journalisten-Alltag zu hektisch wird, kann sie auf eine einsame Alm in den Tiroler Bergen ausweichen, ihren Gedanken nachhängen und zum gewollten Alleinsein finden. Damit kann nicht jedermann aufwarten.

Und dass der Mensch " trotz aller Motivationswinkelzüge - nicht zum Alleinsein geschaffen ist " beweist Mariela Sartorius höchst selbst: indem sie die gesucht, willkommene Einsamkeit personifiziert, nimmt sie diese gleichsam an die Hand und beschreitet als "Ich - zusammen mit meiner Einsamkeit" ihren weiteren Lebensweg " also doch nicht allein, sondern zu zweit. Aber diese Erkenntnis bewusst zu leben " eben darin besteht die (Überlebens-) Kunst des Alleinseins. Die Autorin beschreibt, wie's machbar werden kann.

Mariela Sartorius "Die hohe Schule der Einsamkeit"; 2. Auflage; 207 Seiten; gebunden mit Schutzumschlag; ISBN 3-579-06942-X; 17,95 Euro; erschienen im Gütersloher Verlagshaus.

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