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Kunstbau München zeigt Florine Stettheimer (1871–1944) noch bis 4. Januar 2015

28.12.2014

Lesesonntag: Ihre Bilder und Gedichte, ihre Entwürfe für Studio und Bühne bilden ein modernes Gesamtkunstwerk und eine Chronik urbanen Lebens. Stettheimer malte Beautycontests und das Partyleben der Celebrities, Wolkenkratzer, die Wall Street und Konsumtempel. Damit nahm sie vieles vorweg, was später die Vertreter der Pop Art interessieren sollte. Heute inspiriert sie einige der faszinierendsten Künstlerinnen und Künstler der Gegenwart.

In der Städtischen Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München ist das Werk Florine Stettheimers — erstmals außerhalb der USA — in einer großen Einzelausstellung im Kunstbau des Lenbachhauses noch bis zum Sonntag, 4. Januar 2014 zu sehen.
 

Bildtext: Ausstellungsansicht Florentine Stettheimer, 
Kostümentwürfe für Four Saints in Three Acts Figurinnen aus verschiedenen Materialien über Drahtkörpern, Florine Stettheimer Papers, Rare Book and Manuscript Library, Foto: Lenbachhaus
Städtische Galerie im Lenbachhaus, München

 

Florine Stettheimer verbrachte ihre erste Lebenshälfte großteils in Europa und lernte in den Jahren vor dem ersten Weltkrieg die Avantgarde-Bewegungen in Paris und München kennen. Nach ihrer Rückkehr nach New York 1914 entwickelte sie ihre ganz eigene künstlerische Sprache, die sich durch ihren erzählerischen Charakter, Detailreichtum und leuchtende Farbigkeit auszeichnet. Stettheimers Leistungen auf dem Gebiet der bildenden Kunst, der Lyrik und des Theaters sowie ihre Freundschaft mit einigen der führenden Intellektuellen und Kunstschaffenden — sowohl Amerikanern wie in den USA lebenden Europäern — machen sie zu einer bedeutenden Figur in der pulsierenden Kulturszene New Yorks in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der »Salon«, den Florine Stettheimer und ihre Schwestern in ihrer New Yorker Wohnung etablierten, war ein unkonventioneller und liberal gesinnter Treffpunkt.


Bildtext: Florine Stettheimer, Self-Portrait with Palette (Painter and Faun), undated Öl auf Leinwand Art Properties, Avery Architectural & Fine Arts Library, Columbia University in the City of New York, Gift of the Estate of Ettie Stettheimer, 1967, © 2014 Estate of Florine Stettheimer

 


 

 

 

Im Mittelpunkt von Florine Stettheimers Werk standen ihre eigenwilligen Gemälde, dochbeschränkte sich ihr Schaffen nicht allein darauf: Sie gestaltete das Interieur ihres Studios mit Cellophan, Spitze und selbst entworfenen Möbeln, fertigte Bühnenbilder und Kostümentwürfe für Ballett und Musiktheater. Breite Anerkennung erhielt sie 1934 für ihre einzige realisierte szenische Gestaltung der Oper Four Saints in Three Acts, komponiert von Virgil Thomson nach einem Libretto von Gertrude Stein. Die Inszenierung wurde als erstes modernes amerikanisches Gesamtkunstwerk gefeiert. Die postume Veröffentlichung von Stettheimers Gedichten machte sie auch als Lyrikerin bekannt.


Bildtext: Peter A. Juley & Son, Florine Stettheimer, um 1917–1920, Florine Stettheimer Papers, Rare Book and Manuscript Library, Columbia University, New York, © 2014 Peter A. Juley & Son Collection, Smithsonian American Art Museum

 

Die Ausstellung präsentiert eine repräsentative Auswahl von zentralen Gemälden aus dem malerischen Oeuvre ab 1915, als Stettheimer ihren eigenwilligen Stil voll ausgebildet hatte. Einen zweiten Schwerpunkt legte man auf die Bühnenbildentwürfe für das Ballett Orphée of the Quat’zʼArts und die Oper Four Saints in Three Acts mit zahlreichen Zeichnungen, Maquetten und Figurinen. Der Künstler Nick Mauss widmet Stettheimers Lyrik eine Installation. Da Stettheimer ihre Gemälde nie im White Cube gezeigt hat, gestaltet die Bühnenbildnerin Kathrin Frosch den Ausstellungsraum inspiriert von Stettheimers Kunst der Inszenierung.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog auf Deutsch und Englisch im Hirmer Verlag. Die Columbia University in New York ist Hauptleihgeberin der Ausstellung. Die Ausstellung wird ermöglicht mit Unterstützung der Terra Foundation for American Art. Sie steht unter der Schirmherrschaft des US-Generalkonsulats München.

Weitere Informationen:
www.lenbachhaus.de

Titelbild: Florine Stettheimer, Family Portrait II, 1933, Öl auf Leinwand, New York, Museum of Modern Art, Geschenk Miss Ettie Stettheimer 1956, © 2014, The Museum of Modern Art, SCALA Florenz, © 2014 Estate of Florine Stettheimer