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Universität Erfurt: Ausstellung "Die Entdeckung des Thüringer Waldes"

06.07.2007

Der Thüringer Wald wurde im Kaiserreich als deutschester aller deutschen Wälder gefeiert. Doch bereits lange zuvor prägte er die Menschen tief und forderte zur Entdeckung der Natur heraus. Die Menschen lebten in ihm oder von ihm. Auf vielfältige Weise wurde die Landschaft von den Bewohnern des Landes erschlossen. Der Thüringer Wald ist eng mit dem Herzogtum Gotha verknüpft. Das spiegeln die Sammlungen der Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/ Gotha in besonderem Maße wider. Anlässlich des Gothaer Gartensommers 2007, in dem die historische Gothaer Gartenlandschaft aus verschiedenen Blickwinkeln gewürdigt wird, zeigt die Forschungsbibliothek aus der Fülle ihrer Bestände, wie von Gotha auf den Wald zugegriffen wurde.

Gezeigt werden unter anderen die vielfältigen Aktivitäten zur Ausrottung des letzten großen "Räubers", des Wolfes, seit Herzog Ernst I. oder die wissenschaftliche "Entdeckung" des Waldes durch die entstehende Forstwirtschaft. Doch der Wald wurde nicht nur ökonomisch genutzt, er war seit dem späten 18. Jahrhundert auch ein Ort der Erholung und des Vergnügens. Das emotionale Erlebnis der Natur wird in der Ausstellung an zwei Beispielen dokumentiert: die Besuche der Herzöge von Sachsen-Gotha auf dem Inselsberg sowie der Ausbau des englischen Landschaftsgartens in Gotha.

Im 19. Jahrhundert wurde eine Vielzahl von Bildern über Thüringen und den Thüringer Wald in einer massenhaften Buchproduktion dem Leser präsentiert. Gezeigt wurden nicht nur der Wald, sondern auch das literarische Thüringen um Goethe und Schiller und das historische Thüringen mit der Wartburg. Der touristische Dreiklang von Natur, Literatur und Geschichte bildete das Fundament der touristischen Entdeckung Thüringens und des Thüringer Waldes. Die in der Ausstellung präsentierte Thüringenliteratur wirkte entscheidend dabei mit, dass das Land zur wichtigsten touristischen Binnenregion in Deutschland im späten 19. Jahrhundert aufstieg.

Nirgendwo sonst in Deutschland konnte der Reisende so viel Natur und so viel Geschichtsträchtigkeit auf so kleinem Raum genießen. Den Abschluss der Ausstellung bilden Karten, die die Wandlungen des Bildes von Thüringen und vom Thüringer Wald über die Jahrhunderte hinweg zeigen. Wichtiger Kartenproduzent für die Touristen des 19. Jahrhunderts war hier der Verlag Justus Perthes in Gotha, dessen Sammlungen die Universität Erfurt heute bewahrt.

Die 50 Exponate aus der Forschungsbibliothek werden ergänzt durch Leihgaben aus den Museen der Stiftung Schloss Friedenstein und des Gothaer Staatsarchivs.

Die Ausstellung ist im Spiegelsaal der Forschungsbibliothek bis 24. August 2007, montags bis sonntags, 10.00 bis 17.00 Uhr zu sehen. Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen.

Quelle: Forschungsbibliothek Gotha