Brikada - Magazin für Frauen

Brikada

sheboss feiert ihr zehnjähriges Jubiläum

09.04.2015

„Mehr Frauen im Unternehmen? Die können sich alle gerne unter meinem Schreibtisch abarbeiten.“ Als Marion Knaths vor zehn Jahren sheboss gründete, um Führungsseminare von Frauen für Frauen anzubieten, waren Statements wie diese keine Seltenheit. Inzwischen feiert sheboss zehnjähriges Firmenjubiläum.

Knaths war damals mit ihrem Angebot first mover, lange bevor man sich auch in der Wirtschaft mit der Förderung von Frauen befasste. Seit der Gründung hat sich viel getan, aber der Weg für Frauen in eine Führungsposition ist immer noch weiter als für Männer: So liegt etwa der Anteil weiblicher Führungskräfte in der Wirtschaft dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) zufolge bei 5 Prozent bei den Vorständen. 18 Prozent unter den Aufsichtsratspositionen der Top-200-Unternehmenwaren mit Frauen besetzt (Stand 2015).

Die aktuelle Studie "Moments of Truth" der Unternehmensberatung Bain & Company zeigt Gründe dafür auf: männlich geprägte Rollenvorstellungen, mangelnde Unterstützung des Vorgesetzten und fehlende Vorbilder. „Das ist immer noch ein Armutszeugnis“, sagt Marion Knaths, „Dennoch hat sich in Deutschland schon viel verändert. Wenn ich vor zehn Jahren Personalleiter auf unser Angebot 'Führungskräftetrainings für Frauen' angesprochen habe, haben einige laut gelacht und darauf hingewiesen, dass es bei ihnen keine Frauen in Führungsposition gäbe.“

Inzwischen hat gerade in größeren Unternehmen ein Umdenken stattgefunden. Deutschland wird von einer Frau regiert. Einige politische Schlüsselpositionen sind von Frauen besetzt. Auch Marion Knaths beobachtet, dass Frauen immer mehr nach Führungspositionen streben und Unternehmen das auch fördern: „Seit 2008 mache ich keine Akquise mehr. Über 10.000 Frauen haben schon unser Angebot genutzt.“ Dennoch warnt Knaths: „Unser Problem ist, dass wir noch immer individuelle Top-Talente systematisch übersehen und nicht richtig fördern, nur weil sie weiblich sind. Und da inzwischen auf 100 Studienabgänger 140 Studienabgängerinnen kommen, werden in vielen Branchen die Unternehmen Wettbewerbsvorteile erzielen, die für weibliche Top-Talente die richtigen Rahmenbedingungen bieten.“

sheboss: Verhaltenswegweiser im männlich dominierten Umfeld In den sheboss Seminaren werden vor allem die besonderen Anforderungen an Frauen als Minderheit in einem männlich dominierten Umfeld thematisiert und trainiert. Frauen erleben in den Trainings, dass sie in bekannten Situationen wie etwa Teammeetings bereits durch kleine Verhaltensänderung zu besseren Ergebnissen kommen. „Vielfach geht es darum die Spielregeln der hierarchischen Kommunikation zu verstehen, erfolgreich einzusetzen und manchmal gezielt zu brechen. Hilfreich ist es auch, vom Verhalten anderer erfolgreicher Frauen zu lernen. Angela Merkel ist so ein Beispiel“, sagt Knaths. Alle sheboss Trainerinnen sind erfolgreiche Geschäftsfrauen, die selbst in Führungspositionen tätig sind. Mitarbeiterinnen u.a. von führenden Banken, Unternehmensberatungen und Universitäten wurden bereits von Knaths und ihrem Team begleitet.


Ich will gar keine Führungsposition
Eine andere Realität ist, dass viele Frauen die Begleitumstände abschrecken, die eine Führungsposition mit sich bringt, sagt Knaths: “Will ich wirklich in diesen Boysclub als einzige oder eine der ganz wenigen? Wie wirkt sich die höhere Position privat aus? Was muss ich privat organisatorisch verändern, um den höheren Anforderungen in Startphase gerecht werden zu können? Und in so manchen Fällen stellt sich tatsächlich auch immer noch die Frage: Wie kommt mein Partner damit klar.“ Marion Knaths blickt gespannt in die Zukunft: „Die viel diskutierte Frauenquote setzt Impulse für den gesellschaftlichen Wandel. Und dann wird hoffentlich auch ganz praktische Unterstützung immer mehr zum Standard, wie zum Beispiel, dass es ausreichend Kita-Plätze mit entsprechenden Öffnungszeiten gibt und Väter sich für einen Job in Teilzeit entscheiden.“ So gibt es viel zu bedenken, aber keinen Grund, warum sich Frauen abschrecken lassen sollten, eine Führungsposition zu übernehmen. Marion Knaths gibt einen Rat mit auf den Weg: „Ich habe nie darüber nachgedacht, dass ich eine Frau bin. Ich habe versucht zu verstehen, wie die Spielregeln funktionieren. Und ich hatte nie Zweifel, dass ich als Frau erfolgreich mitspielen kann.“

Weitere Informationen:
www.sheboss.de

Titelbild: Ab März schreibt Marion Knaths für das manager magazin als Kolumnistin im Wechsel mit Thomas Sattelberger, Ex-Telekom-Personalvorstand. Ihre erste Kolumne erschien am 20. März mit Heft 4/15 und trägt den Titel "Ladies first".