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Bonner Frauenmuseum: Hommage à Gertrude Gröninger-van der Eb

08.02.2014

Das Kuratorinnenteam Elisabeth Falk, Uta Knoch-Nicolay und Michael Oehlrich hat acht verschiedene Werkgruppen zusammengestellt, die zu einschneidenden Ereignissen und Katastrophen der letzten Jahrzehnte Bezüge herstellen. Wobei die präsentierten Serien nur Teilaspekte Gröninger-van der Ebs umfangreichen Œuvres zeigen können.

Bildtext (r.): Gertrude van-der Eb „Mensch –Durst“, Öl auf Leinwand, 70x70cm, 2000/2001

 

Die Ausstellung beginnt mit den frühen Arbeiten wie dem Aquarell „Hafen am Abend“ von 1945 und folgt den verschiedenen Schaffensperioden bis zu ihren Arbeiten zum Thema „Rotation“ von 2001. Der Werkblock „Erde – wir – die Erde“ beginnend in den 70er Jahren ist eine Reaktion auf die weltweite Ausbeutung der Erde. Die Arbeit „Das tiefe Loch II“ zeigt zum Beispiel einen Landstrich, der in ein tiefes schwarzes Loch zu versinken droht.

Spätere Werke wie „Der Bauch der Stadt I“ und „Kölner Gereons-Bahnhof“ (beide 1980) widmen sich stärker der urbanen Wirklichkeit. Die Serie „Staub – Reflexionen über das Thema Vergänglichkeit“ aus den 80er Jahren sind Ausdruck ihrer Zusammenarbeit mit einer Bildhauerin. Diese abstrakten Collagen mit Ton, werden flankiert von ihrem Gedicht „Staub“ (1981). Die Serie „Das Jahr Tschernobyl“ aus den späten 80ern zeigt ein weiteres wichtiges Thema für Gröninger: Atomkraft als Menschheitsbedrohung. Diese Arbeiten sind wieder stärker figurativ; zu sehen sind Schwangere, die unter dem Verdikt der Ausrottung der menschlichen Spezies stehen. Apokalyptisch wirkt ein frühes Werk, das dieser Serie beigestellt wurde: „Die ersten oder die letzten Menschen“ von 1958.

Bildtext (l.): Gertrude van-der Eb „Das tiefe Loch“ II, Öl, Tusche auf Papier,103 x 73 cm, 1976

 

„Blaubart“ – Gröningers künstlerische Auseinandersetzung mit dem Golfkrieg aus den 90er Jahren ist wiederum abstrakt, wirkt in der Farbgebung blau-schwarz-rot bedrohlich und transportiert die „Endzeitstimmung“, die viele Menschen in dieser Zeit umtrieb. In „Sein morsches V-Zeichen“ von 1981 zerschellt das Victory-Zeichen in einem kraftvollen Akt in Trümmer.

 

Einen weiteren Themenblock mit abstrakten Arbeiten, haben die KuratorInnen unter dem Titel „Börse macht Geschichte - Das Gebaren der Finanzwelt“ zusammengestellt. Die faszinierenden Serien mit Zeichnungen zum Thema „Bettler“ schließt sich hier inhaltlich an, da sie eindrücklich Gröningers Statement zu Verarmungstendenzen in der Massengesellschaft widerspiegeln. Der letzte Teil „Rotation“ von 2000/2001 zeigt abstrakte Gedankenspiele, meist in sehr dominanten Farben, die helle Fugen voneinander abgrenzen und so den Arbeiten ihre Tiefe geben.

 

Bildtext (l.): Gertrud Groeninger „Legende“. Foto: Bonner Frauenmuseum 

 

 

Zur Vita der Künstlerin:
Die gebürtige Rotterdamerin wächst in einer großbürgerlichen, sehr kunstaffinen Familie auf. Schon früh zeigt sich ihre „Doppelbegabung“ als Malerin und Dichterin. Ihre Studienzeit verbringt sie kriegsbedingt in Brüssel, wo sie Malerei an der berühmten École Nationale Supérieure d’Architecture et des Arts Décoratifs und am Institut de la Cambre studiert. Sie gehört mit zu den GründerInnen der internationalen Brüsseler Künstlergruppe Fantasmagie, wie auch Franz Radziwill und Edgar Ende, nur um die bekanntesten zu nennen.

Ab 1950 wagt sie sich auf das glatte Eis der selbstständigen Künstlerinnenexistenz. 1951 heiratet sie den Musikwissenschaftler Dr. Eduard Gröninger, Gründer der Capella Coloniensis, Köln. Reisen mit ihm und der Capella führen sie rund um den Globus und beflügeln ihre literarischen und künstlerischen Aktivitäten. Seit den 1970er Jahren bis zur Gegenwart veröffentlicht sie Lyrik und Prosa in verschiedenen Verlagen.

Bildtext (r.): Gertrude van-der E „Bettlermomente“ 2 News, Kreide, Graphit auf Papier, 18,5 x 25 cm, 1999

 

1996 ist Gertrude Gröninger-van der Eb im Rahmen der Künstlerinnen Sezession Düsseldorf mit dem Arbeitsthema „Clara Schumann“ schon einmal Gast im Frauenmuseum gewesen. In diesem Projekt, das sie entscheidend prägte, kam zu dem Wunsch, die bildende Kunst mit der Musik und Literatur zu verbinden, die historische Dimension des Künstlerinnendaseins hinzu.
(Quelle: Bonner Frauenmuseum)

Weitere Informationen:
www.frauenmuseum.de

Titelbild: Gertrude Gröninger-van der Eb „Trümmestück“. Foto: Bonner Frauenmuseum