Brikada - Magazin für Frauen

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Doris Losch: Die Geldanlage

30.12.2010

Und da ist doch diese Fernsehwerbung! Dort werden unglaubliche zwo Prozent versprochen! Also, weg mit dem ollen Sparbuch beim Schneckeninstitut und ran an den ausgelegten Speck der anderen Bank.

Nächste Szene: am Schneckenbankschalter. Der Computer kann leider das Sparbuch nicht aktualisieren, also nicht ausdrucken, weshalb die Knete nicht bar ausgezahlt werden kann, was die Übertragung auf das Girokonto erleichtert hätte. Warum, weiß der gemütliche ältere Herr (ihm steht die Erwartung seiner baldigen Rente deutlich ins Gesicht geschrieben ) auch nicht. Gut. Formulare ausfüllen, unterschreiben, seufzen. Aber dann dürfte ja alles klar sein.

Nächste Szene: in einem schalldichten, terrorsicheren, leicht miefigen Bankbüroraum. Formulare ausfüllen, Fragen beantworten. Der dynamische Berater (eindeutig auf dem Weg in die Vorstandsetage) verspricht, dass alles schnell geht. Dann dürfte alles klar sein.

Zwei Wochen gehen ins Land. Wo ist das zinslos vagabundierende Geld? Jedenfalls nicht auf dem Girokonto, von dem es abgerufen werden sollte. Nach vielen Warteschleifen und heiteren Musikeinlagen die Auskunft, dass a) Weihnachten gewesen wäre und b) die Auflösung eines Sparbuches immer zehn Tage dauere. Aber nun sei es bald so weit. Und tatsächlich, nach einem gefühlten halben Jahr ist das Geld da.

Nächste Szene: am heimischen PC / Telefon. Trotz schriftlicher Zusicherung des Bankdynamikers für den Abruf des Geldes alles vorbereitet zu haben, kommt nur eine Abwesenheitsmail. Nach etlichen Warteschleifen und hübscher Musik im Servicezentrum wird ein anderer Ansprechpartner genannt. Nix wie hingemailt. Und? Eine Abwesenheitsmail trifft ein.

Wieder Warteschleifen, Musike, und schließlich doch eine lebende Person in der Filiale. Die Dame will sich kümmern. Aber vor Montag nächster Woche geht sowieso nichts. Wieso um Himmelswillen nicht! Stündlich werden Milliardenbeträge rund um den Globus in Sekundenschnelle bewegt? Weil an Silvester Bankfeiertag ist.

Da bleibt nur eins: Sich dem Kaufrausch hingeben, Binnenkonsum ankurbeln, den Banken eine Nase drehen. Alles klar?
Doris Losch