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LWL: Am 1. Oktober ist Welt-Vegetariertag

01.10.2015



Als die North American Vegetarian Society am 1. Oktober 1977 auf einer Konferenz in Schottland den ersten Welt-Vegetariertag ausrief, wollte sie vor allem die Vorzüge einer vegetarischen Ernährung in die Öffentlichkeit tragen. "Damals galt der Genuss von Fleisch als gesund und lebenswichtig", sagt Verena Burhenne vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). Sie hatte die Idee für eine Wanderausstellung des LWL-Museumsamtes mit begleitendem Katalog zum Thema mit dem Titel "'Darf's ein bisschen mehr sein?‘ Vom Fleischverzehr und Fleischverzicht".

 

 

Bildtext (r.): Postkarte "Der Vegetarianer" aus dem Jahr 1916. Diese satirische Postkarte gab es auch in der Variante mit dem Text: "Einer, den die 'Fleischnot‘ nicht interessiert." Foto: LWL/Schüttemeyer

 

"Ernährung ist eines der wichtigsten Themen unserer Zeit. Auf der einen Seite ist Fleisch als Nahrungsmittel in Deutschland weiterhin sehr beliebt", erklärt Burhenne. "Andererseits trüben viele negative Schlagzeilen zum 'Gammelfleisch‘ oder 'Pferd in der Lasagne‘ seit einigen Jahren den unbeschwerten Fleischverzehr." Die Sorge um die eigene Gesundheit lässt viele Verbraucher zu fleischfreien Nahrungsmitteln greifen. Doch neben gesundheitlichen Fragen sind vor allem moralische Gesichtspunkte, die das Tierwohl betreffen, ein Grund für viele Menschen, sich dem Vegetarismus zuzuwenden.


Warum auf Fleisch verzichten?

Die Gründe, warum Menschen sich fleischfrei ernähren, stellt Burhenne in ihrem Beitrag "Vom Fleischverzicht. Zur Geschichte des Vegetarismus und Veganismus" vor, der im gleichnamigen Begleitkatalog zur Wanderausstellung "Darf's ein bisschen mehr sein?" erschienen ist. Weitere Expertenbeiträge aus den Bereichen Volkskunde, Geographie, Ökologie und Theologie ermöglichen dem Leser einen vielschichtigen Einstieg in das Thema Fleischkonsum. Insgesamt zehn Aufsätze geben einen Überblick der historischen Entwicklung der Nutztierhaltung, des Metzgerhandwerks und des Fleischverzehrs. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem "Schinkenland" Westfalen, in dem führende Fleischproduzenten Deutschlands ihren Sitz haben. Neben regionalen Inhalten beleuchten die Katalogbeiträge auch globale Auswirkungen des Fleischkonsums auf die Umwelt.

 




 

Bildtext (l.): Begleitkatalog zur Wanderausstellung "Darf's ein bisschen mehr sein? Vom Fleischverzehr und Fleischverzicht". Foto: LWL

 

Darf's ein bisschen mehr sein?

Die wissenschaftlichen Beiträge im Katalog führen die Leser mitten in die gesellschaftliche Kontroverse um Fleischverzehr und Fleischverzicht. Dabei versuchen die Katalogbeiträge nicht, dem Thema "Fleischkonsum gegen Fleischverzicht" seine Sprengkraft durch den Rückzug in Historie und Volkskunde zu nehmen. Verena Burhenne: "Das Thema polarisiert, es fordert Wertung und Widerspruch heraus. Niemand in unserer Gesellschaft kann sich dem Topthema Ernährung entziehen, jeder muss Position beziehen. Denn jeden Tag müssen wir immer wieder neu entscheiden, was wir essen und welchen Preis wir dafür zahlen wollen - im engen wie im übertragenen Sinn."
(Quelle: Münster – lwl)


Burhenne, Verena u.a.: "Darf's ein bisschen mehr sein?" Vom Fleischverzehr und Fleischverzicht, Münster 2015, 207 Seiten, 179 Farb- und Schwarz-Weiß-Abbildungen, 16 Euro. ISBN 978-3-927204-80-5. Der Katalog kann an den einzelnen Stationen der Wanderausstellung und beim LWL-Museumsamt für Westfalen-Lippe erworben werden.


Weitere Informationen:
ww.lwl.org

 

Titelbild: Ein Beispiel für nicht freiwilligen Fleischverzicht: die Rückseite des Heftes: "Hauptgerichte einmal ohne Fleisch!", das der "Reichsausschuß für Volkswirtschaft-liche Aufklärung" 1940 herausgab. Hier werden Schinken und Wurst mit dem Spruch vertrieben: "Diesmal geht's auch ohne euch!" Foto: Stadtmuseum Münster/Reimer



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